Redebeitrag zum geplanten Betrieb der Seilbahn
Vorneweg: Wir sind nicht generell gegen eine Seilbahn als öffentliches Verkehrsmittel. Das Gegenteil ist der Fall. Wir finden eine Seilbahn aus ökologischer Sicht als ein probates Mittel, den Verkehrskollaps langfristig entgegen zu wirken.
Aber: Wir haben sehr große Zweifel an der Sinnhaftigkeit gerade eben dieser Initiative: Geschätzte 25 Millionen (wie viele es letztendlich sein werden, wissen wir natürlich nicht) für eine Seilbahn von 1 km Länge mit genau 2 Haltestellen. Es ist verständlich, dass da zu Recht gefragt wird, warum dieses Geld nicht in eine nachhaltige Infrastruktur, in den unterfinanzierten Sozialbereich, in Schulen etc. pp… gesteckt wird?
Die Antwort ist so ernüchternd wie absurd: Der OB, Politik und Verwaltung wollen diese Seilbahn! Weil es für eine Seilbahn Geld gibt, für das andere nicht!
Schauen wir uns mal genauer an, aus welchem Grunde die Seilbahn gebaut werden soll: Letztlich um fabulierte 4.000 Menschen, die auf der Brache Blumenthal einen Arbeitsplatz finden sollen, vom Wanner Hauptbahnhof zu ihrer Arbeitsstelle befördert werden können.
Natürlich braucht Herne dringend zusätzliche Arbeitsplätze.
Aber was für Arbeitsplätze sollen es sein? Und für wen aus Herne?
Offensichtlich erwarten Verwaltung und Mehrheitspolitik einen Zulauf an höher und hochqualifizierten Arbeitskräften, die man an Herne binden möchte.
Das korrespondiert auch mit Plänen der Stadt, Wohnraum im hochsegmentierten Bereich zu schaffen.
Getreu dem Motto: Die bringen Geld in die Stadt.
Wer aber die Herner Arbeitsmarktstatistik kennt, dem wird auffallen, dass das Problem nicht die Vermittlung gut ausgebildeter Arbeitskräfte ist, sondern Personen in Handwerk und Dienstleistung. Viele geringqualifiziert. Mehrere Älter oder mit Behinderungen. Arbeitsplätze für diese?
Nebulös bleibt nach wie vor, wie die Zahl der erwartbaren Arbeitsplätze überhaupt zustande kommt, zumal die erwartbare Zahl nach Darstellung der Stadt immer weiter und weiter wächst. War bei der ersten Ideenvorstellung noch von vielleicht 1000 Arbeitsplätze die Rede, werden wir vermutlich in 4 Jahren bei der Zahl von mindestens 5000 Arbeitskräften sein. Da wird eine schwer nachvollziehende Zahl aus diversen Erfahrung aus ähnlichen Projekten errechnet, deren Wahrheitsgehalt so pauschal nicht nachvollziehbar ist – und die die Verwaltung bzw. Herr Oberbürgermeister (sie erinnern sich: Er möchte die Seilbahn!) nicht schlüssig erklären kann!
Was bedeutet aber diese Seilbahn für Klimaschutz, für Frischluftschneisen, für Umwelt- und Tierschutz?
Die Fläche Blumenthal ist eine attraktive Fläche, um zumindest ansatzweise den vielfältigen beschlossenen Papieren zu Umwelt- und Klimaschutz Rechnung zu tragen. Vom Rat der Stadt Herne – von uns hier - beschlossene Konzepte! Als ein Beispiel will ich nur das Klimafolgeanpassungskonzept nennen!
Herne als extrem dicht besiedelte und versiegelte Stadt muss diese Projekte mitsamt ihren kurz-, mittel- und langfristigen Zielen dringend in ihre Stadtplanung aufnehmen – statt durch Leuchtturmprojekte zu konterkarieren.
Für uns heißt das ganz konkret: die Fläche größtmöglich grün zu lassen.
Dringend brauchen wir in einem sich immer mehr aufheizenden Klima gerade in unseren Städten, Frischluftschneisen und müssen Grün erhalten.
Auch ist es wichtig, die sich entwickelten Flora- und Faunabestände zu sichern.
Eine besondere Population von Kreuzkröten, vom Aussterben bedroht, hat sich hier angesiedelt.
Für andere Städte ein Bauverbot – in Herne pillepalle.
So lange nicht klar ist, wie genau die Fläche Blumenthal entwickelt werden soll, sind unsere und die von EinwohnerInnen eingebrachten Einwände mit in die Planung einzubeziehen.
Mit einem Beschluss zur Seilbahn werden Weichen gestellt, die die nachfolgende Konkretisierung der Pläne für die Technologiewelt beeinflussen, wenn nicht festzementieren.
Deshalb können wir dem nicht zustimmen.
Veronika Buszewski, Redebeitrag zum geplanten Betrieb der Seilbahn, Rat der Stadt Herne am 8. April 2025