Kinderarmut: Ein technisches Problem!
Zu diesem Schluss kann man kommen, wenn man als Besucherin die sogenannte ‚Zukunftskonferenz Kinderarmut‘ dreier Ausschüsse der Stadt Herne beigewohnt hat.
„Zwei Stunden werden ‚neue‘ Projekte der Stadtverwaltung Herne vorgestellt: Da ist zum einen eine ‚integrierte Sozialplanung‘, die in Herne eingeführt werden soll. Zum anderen eine App, aus der Kinder und Jugendliche kostenlose bzw. -günstige Freizeitangebote erfahren können,“ fasst Daniel Kleibömer, Sprecher des Kreisverbandes der Linken und Mitglied im Ausschuss für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Senioren das Ergebnis zusammen und ergänzt: „Zwei Projekte, die übrigens nicht von der Stadtverwaltung selbst, sondern von Dritten federführend durchgeführt wurden: Zum einen die Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (Sozialplanung), zum anderen die Universität Dortmund (App).“
„Vergessen wir mal, dass es fraglich ist, ob Kinder und Jugendliche wirklich im Allgemeinen eine ‚neue‘ App brauchen, in dem sie gebündelt nach städtischen, kostenlose Angebote suchen können. Vergessen wir auch mal, dass seit spätestens 2016 Daten innerhalb der Stadtverwaltung vorhanden, die eine teilweise gesetzlich vorgeschriebene integrierte Sozialplanung ermöglicht. Vergessen wir aber mal nicht die Frage: Was hat das mit Kinderarmut zu tun?“ fragt sich Veronika Buszewski, Ratsmitglied und Mitglied im Schulausschuss.
„Fast gar nichts!“ gibt Kleibömer die Antwort. „Sicherlich profitieren auch arme Menschen von einer App. Sicherlich kann es auch sein, das eine integrierte Sozialplanung für eine bessere Angebotsstruktur für arme Menschen sorgen kann. Nur: Beides bekämpft nicht die Kinderarmut, sondern nimmt sie tatsächlich hin. Motto: Ein kostenloses Konzertangebot für ein 16-jähriges Mädchen vorhalten: Was will man mehr? Ein Platz ermöglichen im geplanten Jugendzentrum: Auftrag erfüllt!“
„Das ist skandalös! Vor allem vor dem Hintergrund, dass das Problem Kinderarmut seit Jahren bekannt ist. Zur Erinnerung: Schon 2002 hat das Herner Bündnis, heute: Herner Sozialforum, eine Sozialkonferenz organisiert hatte, die die Gründe für Armut allgemein und Kinderarmut im Besonderen darlegte“, fasst Buszewski zusammen. Buszewski weiter: „Es ist schockierend, wie die Herner Politik seitdem mit diesem gesamtgesellschaftlichen Problem der Kinderarmut umgegangen ist. Statt konkret zu handeln, wird eine Konferenz durchgeführt, in der technische Lösungen vorgestellt werden. Eine Konferenz, die noch nicht einmal den Namen Zukunftskonferenz verdient!“
„Den bei einer Zukunftskonferenz wird nach Lösungsmöglichkeiten zumindest gesucht. Nicht Vorträge gehalten, was man alles irgendwann in Zukunft anbieten will!“ so Kleibömer abschließend.
Pressemeldung Die Linke KV Herne/Wanne-Eickel, 16. Januar 2025
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